Obst- und Mastbäume – eine sinnvolle Aufwertung für das Schalenwildrevier

Autor: Wildmeister Matthias Meyer
Foto: Wildmeister Matthias Meyer

Eine Hauptnahrungsquelle für das Schalenwild stellen die Früchte der Überhälter von Eiche und Buche dar

Grundvoraussetzungen, dass sich Schalenwild in einem Revier als Standwild wohlfühlt, sind in erster Linie Ruhe, Deckung und ein ausreichendes Nahrungsangebot. Bereits mit wenigen sinnvollen Tätigkeiten im Revier – und das ist sicher nicht das ausschließliche Beschicken von Kirrungen und Fütterungen – kann der Jäger entscheidenden Einfluss auf die Wahl von Einständen und Äsungsplätzen des Schalenwildes nehmen, so dass sie zum einen tagaktiv und erlebbar werden und zum anderen in ihren Aktivitäten so gebunden bzw. gesteuert werden, dass Wildschäden in Forst- und Landwirtschaft minimiert und das Wild zur herbstlichen Jagdzeit konzentriert und effektiv bejagt werden kann.

Eine der wichtigsten und schnellen Erfolg versprechenden Maßnahmen, um Schalenwild im Einstand zu binden, besteht für den Waldjäger darin, den Mast tragenden Baumbestand nicht nur flächig über das Revier zu erhalten, sondern bemüht zu sein, ihn stetig zu vermehren. Eicheln und Bucheckern gehören zu den bedeutungsvollsten Ernährungsgrundlagen des Schalenwildes nach einer Kraft zehrenden Brunft und einem bevorstehenden Winter. Ihr Energiegehalt ähnelt dem des Getreides, trumpft zusätzlich durch einen höheren Rohfasergehalt und das nahezu kostenfreie Angebot in entsprechend strukturierten Wäldern. Insbesondere forstwirtschaftlich meist wertlose Eichen- und Buchenüberhälter sind für die Produktion von Waldmast von unschätzbarem Wert, da sie zum einen häufiger fruktifizieren als Bäume in geschlossenen Beständen und selbst in Fehlmastjahren durch ihre immens hohe Artenvielfalt an Lebewesen, die im direkten Umfeld dieser Bäume leben, insbesondere den Sauen eine reichhaltige Nahrung an Regenwürmern, Insekten, deren Larven und Mäusen bieten. Ideal ist es, wenn sie als Überhälter über reichlich Deckung bietenden Jungbeständen aus Fichten und Kiefern oder in mit Brombeeren und Schwarzdorn überwucherten aufgelassenen Weinbergen thronen, denn sie ermöglichen allem Schalenwild so jederzeit die Nahrungssuche, ohne sich aus der Deckung wagen zu müssen.

Sind Jagd und Forst in einer Hand, ist die Gestaltung des Lebensraumes für die verschiedenen Schalenwildarten ohne Frage deutlich unkomplizierter. Besteht zwischen dem Jagdpächter und dem Förster ein wie erwartet gutes Verhältnis, lässt sich sicher so manche Lösung auf dem „kleinen Dienstweg“ erreichen, denn viele Dinge, die der Wildlenkung entgegenkommen, sind auch direkt von Interesse für Forst und Naturschutz. Bei der Betrachtung von Mastbäumen schielen wir insbesondere auf die bereits erwähnten Solitärbäume oder Überhälter über Jungbeständen, auf den Erhalt und die Freistellung von Bäumen mit entsprechend ausgeformten und großen Kronen vor anstehenden Durchforstungsmaßnahmen sowie die gezielte Bildung oder Förderung von freistehenden Alleebäumen entlang von Forststraßen oder an Waldinnenrändern, wie sie Norbert Happ vielfach im Kottenforst bei Bonn geschaffen hat. Neben ihrer großen Bedeutung für die professionelle Schalenwildbewirtschaftung vornehmlich im Hochwildrevier, haben Solitärbäume und Alleen darüber hinaus einen hohen Stellenwert für das Landschaftsbild, für das menschliche Psychotop, aber auch für das Ökosystem in seiner Gesamtheit.

Neben der forstlichen Gestaltung bestehender Bestände kommt zusätzlich der Neuanlage von Frucht tragenden Bäumen eine hohe Bedeutung zu. Insbesondere im Bereich von Wildwiesen, großzügig gestalteten Äsungsflächen, Holzlagerplätzen, Stromleitungen oder anderen Freiflächen innerhalb des Waldes, erreichen wir mit einer entsprechenden Anzahl von Mastbäumen schnell eine deutliche Aufwertung des Nahrungsangebots. Damit wir einen möglichst frühen Nutzen sehen können, legen wir unseren Fokus auf Baumarten, die bereits in jungen Jahren fruktifizieren, möglichst jährlich Früchte tragen und die zudem beim Schalenwild ähnlich hoch im Kurs stehen wie Bucheckern und Eicheln.
Empfehlenswert ist da zum einen die Roteiche. Sie ist im Vergleich zu den einheimischen Eichen deutlich schnellwüchsiger und trägt demzufolge nicht nur schneller Früchte, sondern fruktifiziert zudem regelmäßig. Deren Eicheln werden wohl wegen der härteren Schale zwar nicht so gierig und erst später angenommen, bieten aber dafür auch in Fehlmastjahren verlässlich Äsung.


Die aus Nordamerika importierte Roteiche schmeckt dem Wild zwar nicht ganz so wie unsere einheimischen Eicheln, dafür fruktifiziert sie viel schneller und regelmäßiger

Auf gar keinen Fall sind an den Äsungsflächen Apfelbäume und Zwetschgen zu vergessen. Deren Früchte sind zwar nur zeitlich begrenzt verfügbar, üben aber auf das Wild eine enorme Anziehungskraft aus. Wo es die räumlichen Verhältnisse möglich machen, sind sowohl im Feld- als auch im Waldrevier speziell angelegte Streuobstflächen von unschätzbarem Wert, den sie mit zunehmendem Alter auch noch steigern. Streuobstflächen gehören als Lebensraum und Nahrungslieferant für etliche Tierarten zu den artenreichsten Flächen einer jeden Kulturlandschaft. In den alten und sogar überalterten Obstbäumen bieten Asthöhlen vielen bedrohten Arten wie dem Wendehals, Wiedehopf, Steinkauz, Bilchen und Fledermäusen, Brut- oder Ruheplatz. Aber auch seltene Orchideen finden sich auf den extensiv genutzten Wiesenflächen aufgrund eines nur geringen Stickstoffgehalts wieder ein und haben hier sogar eine Überlebenschance. Bei Heckensträuchern und Waldbäumen sollten wir auf die Verwendung von autochthonen Pflanzenarten achten. Sie sollten von wildwachsendem, einheimischem Ursprung sein. Die Obstbäume für unsere Alleen oder Streuobstwiesen besorgen wir uns in einer guten Baumschule und achten auf qualitativ hochwertige Baumschulware.


Viele seltene Tier- und Vogelarten wie dieser Wiedehopf sind bei der Nahrungssuche als auch für das Brutgeschäft auf alte Obstbaumbestände angewiesen

Wir planen möglichst verschiedene Arten in unserem Projekt ein, denn zum einen liebt das Wild die Vielfalt. Insgesamt erhöhen wir die Artenvielfalt auf kleiner Fläche, denn jede Art hat wiederum spezialisierte Mitbewohner und Nutznießer. Zudem stellen die unterschiedlichen Arten auch unterschiedliche Ansprüche an ihren Standort. So kommen Zwetschgen mit frischen und sogar feuchten Bodenverhältnissen besser zurecht, Kirschen mit trockenen, Pfirsich und Edelkastanie mit sonnigen, möglichst frostarmen. Der Apfel in seinen vielfältigen Sorten ist weit weniger anspruchsvoll. Dennoch haben alte und robuste Sorten auch hier einen Vorsprung. Sehr hoch im Kurs stehen bei allen Schalenwildarten die Früchte der Edelkastanie, beim Schwarzwild zusätzlich Hasel- und vor allem Walnuss. Auch sie tragen bereits im Vergleich zu anderen Bäumen sehr früh die ersten Früchte.


Die Walnuss ist insbesondere für das Schwarzwild von großem Interesse

Die jungen Obstbäume sind unbedingt gut mit beständigem Einzelschutz zu schützen, denn die wohlschmeckende weiche Rinde lädt gern zum Schälen ein. Sauen richten sich förmlich am Stamm soweit auf, bis sie an die von den schweren Früchten heruntergebogenen Äste herankommen, reißen diese aus dem Stamm oder brechen gar den kompletten Gipfel einfach ab. Wer hier auf veredelte Zuchtstämme mit besonders großen und süßen Früchten setzt, wird seine wahre Freude in wenigen Jahren haben. Bei der Anlage ist insbesondere darauf zu achten, dass die jungen Bäume auch Jahre später noch volles Sonnenlicht bekommen. Zudem müssen sie in regelmäßigen Abständen von schnell wachsender Begleitflora befreit und gelegentlich ausgeschnitten werden, damit sie gut tragen. Manche Obstsorten sind zweihäusig, das heißt, wir benötigen in der Nähe eine entsprechende Sorte, um die gegenseitige Befruchtung erreichen zu können.


Bei der Pflanzung von Obstbäumen kommen wir in der Anfangszeit um einen effektiven Einzelschutz nicht herum. In Revieren ohne Dam- und Rotwild haben sich so genannte Tubex- Röhren gut bewährt.

Heute ist der Jäger im Rahmen der Schalenwildhege weniger an quantitativ hohen Wildbeständen interessiert als vielmehr an der qualitativen Hebung der individuellen Konstitution und Kondition. Zu Zeiten massiver Schalenwildreduktion ergibt sich die Notwendigkeit zur gezielten Gestaltung und Aufwertung von Wildlebensräumen weniger aus der Höhe des Wildbestandes als aus dem absoluten Nutzungsanspruch des Menschen, der die Kulturlandschaft in Wald und Feld ausschließlich nach seinen, meist pekuniär begründeten Bedürfnissen gestaltet, ohne leider den Faktor Wildtiere dabei zu berücksichtigen. Im Hinblick auf die Verbesserung des Äsungsangebotes soll der natürlichen Feistzeit des Wildes Rechnung getragen werden. Beim Rot- und Schwarzwild ist das zwar auch so, aufgrund seiner nicht zu unterschätzenden Wildschadensgefährlichkeit kommt aber, insbesondere in den Spätsommermonaten, der Ablenkwirkung die größere Bedeutung zu.


Mit Waldfrüchten – ob ausgestreut oder unter gepflanzten Bäumen – lässt sich alles Schalenwild hervorragend lenken. Das Wild wird mit entsprechender Ruhe nicht nur wieder tagaktiv und sichtbar, sondern kann aus Wildschaden gefährdeten Bereichen herausgehalten werden oder zur Anlage neuer Brunftplätze „überredet“ werden

Anspruch und Nutzen der wichtigsten Mastbaumarten

  1. Die Stiel- und die Traubeneiche
    Beide einheimische Eichenarten sind Lichtbaumarten. Sie gedeihen auf wärmeren Standorten deutlich besser, sind sogar in jungen Jahren durchaus empfindlich gegenüber Spätfrost. Während die Stieleiche einen höheren Bodenanspruch an ausreichend Wasser stellt und nährstoffreiche, frische Auen und tiefgründige Lehmböden bevorzugt, gedeiht die Traubeneiche auch auf trockneren und sauren Sandböden, immer ein mildes Klima vorausgeschickt.


    Die Eicheln der einheimischen Stiel- und Traubeneiche sind beim Schalenwild haushohe Favoriten

    Beide Eichenarten fruktifizieren leider erst recht spät im Alter von 30-60 Jahren mit unterschiedlicher Intensität, wenn auch sich die Jahre mit einer Vollmast mittlerweile zu häufen scheinen. In der Jugendphase wird die Eiche von allen Wildwiederkäuern und dem Hasen extrem verbissen, so dass Neuanpflanzungen selbst bei geringem Wildbestand gezäunt werden sollten. Die Eicheln werden von allem Schalenwild, Enten, Tauben und Fasan gierig aufgenommen und stellen unter allen Waldfrüchten den Favoriten.

  2. Die Wildbirne und Wildapfel
    Beide Wildobstsorten benötigen viel Licht und Sonne. Sie kümmern auf staunassen Standorten, verlangen zu einem guten Gedeihen eher nährstoffreiche Böden. Die zahlreichen Früchte sind erheblich kleiner als die ihrer kultivierten Nachfahren. Trotz ihrer Härte und gelegentlichen Bitterkeit werden sie von allem Schalenwild gierig aufgenommen. Wenn die überreifen Früchte fallen, ziehen solche Bäume das Schalenwild geradezu magisch an. Sie eignen sich nicht nur als Delikatesse für das Wild, sondern sammeln um sich auch eine Reihe von Insekten- und Vogelarten. Wie ihre kultivierten Verwandten sind auch sie in einschlägigen Baumschulen zu beziehen. Alle Obstgehölze müssen aufgrund ihrer Verbiss- und Schälgefährdung dringend mit Einzelschutz begleitet werden. Je nach den im Revier vorkommenden Schalenwildarten kann das mehrere Jahre dauern und der Schutz entsprechend sein. Sie müssen regelmäßig von konkurrierenden Bäumen freigestellt werden und selbst fachkundig ausgeschnitten werden, damit sie nicht ausdunkeln und folglich aus Lichtmangel mit dem Fruchtansatz aussetzen.

    Apfelbäume gehören in jedes Schalenwildrevier. Sie werden zielgerichtet angenommen. Achtet der Jäger auf einen sinnvollen Mix verschiedener Sorten, kann er dem Schalenwild diese Leckerbissen von Mitte Juli bis in den frühen Winter hinein bieten. Neben der Wildform stehen besonders süße und aromatische Kulturen ganz oben auf der Beliebtheitsskala

  3. Kultivierte Obstsorten
    Mit kultivierten, das heißt mit veredelten gezüchteten Obstsorten kann der Jäger seinem Schalenwild nicht nur deutlich mehr Früchte ins Revier bringen, sondern auch mit den entsprechenden Sorten das Wild lenken. So hat sich seit Jahren gezeigt, dass insbesondere die süßen Apfelsorten bei allem Schalenwild hoch im Kurs stehen. Vor allem der bereits Ende Juli reife Jakobsapfel wird von allen Arten gierig aufgenommen. Mit einem ausgeklügelten Mix verschiedener Apfelsorten kann so die Zeitspanne, in der dem Wild diese Früchte zur Verfügung stehen, bis in den Winter gestreckt werden. Im Rot- und Damwildrevier kann der Jäger mit entsprechenden Obstbäumen sogar das Kahlwild derart konzentrieren, dass sich in der Folge auch entsprechende Konsequenzen für die Einstandswahl und das Brunftgeschehen ergeben und die Wildbestände sich regelrecht lenken lassen.
    Die Birnen, Kirschen, Zwetschgen und Pfirsiche stehen bei den Wildwiederkäuern zwar nicht so hoch im Kurs wie der Apfel, jedoch sind sie für die Sauen – gerade zur Zeit der Überreife – ein absoluter Magnet.

    Zwetschgen und andere Pflaumensorten werden bevorzugt vom Schwarzwild, aber auch von Dachs, Waschbär und Fuchs gern aufgenommen

  4. Die Edelkastanie
    Die Edel- oder Esskastanie spielt in den meisten bundesdeutschen Revieren aufgrund ihres hohen Wärmebedürfnisses eine eher untergeordnete Rolle. Dennoch gibt es mittlerweile klimatisch robustere Sorten im Baumschulangebot. Außerdem scheinen sich die wirklich harten Winter zunehmend zu verabschieden, so dass immer mehr Reviere ihre Versuche mit dieser interessanten Laubbaumart wagen. Ihr Vorteil ist das schnelle Wachstum. Sie fruktifiziert bereits mit etwa 20 Jahren und bringt alle zwei bis drei Jahre eine nennenswerte Mast. Die kleineren Maronen stehen insbesondere beim Reh-, Schwarz- und Damwild ganz hoch oben auf dem Speiseplan.


    Stimmen die klimatischen Voraussetzungen, sind die Früchte der Edelkastanie bei allen Schalenwildarten ähnlich hoch im Kurs wie die Eicheln

  5. Die Rosskastanie
    Die allseits bekannte Rosskastanie kam Mitte des 16. Jahrhunderts aus Kleinasien nach Europa. Als Weichholz ist sie für die Forstwirtschaft zwar von untergeordneter Bedeutung, findet aber in Revieren mit hohen Dichten an Rot- und Damwild – so vornehmlich in Jagdgattern – als Alleebaum ihre Bedeutung, da sie bereits mit 15 Jahren erfolgreich fruktifiziert und jährlich regelmäßig nennenswerte Mengen an Waldfrüchten liefert. Die Rosskastanie braucht neben Licht und Wärme nährstoffreiche, frische tiefgründige Böden. Für Rot- und Damwild sind die recht großen braunen Früchte sehr interessant. Gerade Damwild ist oft dabei zu beobachten, dass es zur Zeit der Reife regelrecht unter den Bäumen auf herabfallende Kastanien wartet. Für Reh- und Muffelwild sind die Früchte in der Regel zu groß für die kleine Maulspalte. Gehäckselt und entsprechend siliert nehmen sie sie jedoch auch gern an. Lediglich Schwarzwild hält von Kastanien gar nichts.

    Die Früchte der Rosskastanie (hier zusammen mit Roteicheln) sind für Dam- und Rotwild absolute Leckerbissen, Reh- und Muffelwild nehmen sie nur sehr eingeschränkt an, das Schwarzwild so gut wie gar nicht

  6. Die Roteiche
    Die aus Nordamerika stammende Roteiche zählt zu den Halbschattenbaumarten. Im Gegensatz zu ihren einheimischen Verwandten stellt sie keine besonderen Standortansprüche. Sie gedeiht auf frischen, nährstoffreichen Lehmböden genauso wie auf armen, trockenen Sanden. Ihr großer Vorteil ist das vergleichsweise schnelle Wachstum. Bereits mit rund 20 Jahren fruktifiziert dieser Laubbaum und bringt zudem jährlich berechenbare Mengen an Waldmast. Die Früchte werden zwar – wohl aufgrund der harten Schale – erst nach den heimischen Eicheln angenommen, reichen aber oft bis ins kommende Frühjahr. Zudem verbeißt das wiederkäuende Schalenwild die Triebe der Roteiche gern. Da sie sich gut und erfolgreich auf den Stock setzen lässt, bietet sie gerade in Niederwäldern interessante Verbissgehölze.
  7. Die Rotbuche
    Sie ist die eigentliche Mutter des deutschen Waldes. Als spätfrostempfindliche Schattenbaumart braucht sie ein ausreichend feuchtes Klima mit entsprechend hohen jährlichen Niederschlägen. Die Rotbuche ist vor allem in der Jugendphase Verbiss gefährdet. In vergrasten Flächen fällt die Naturverjüngung nicht selten durch Mäusefraß aus. Im späteren Stangen- und selbst noch Baumholzalter schälen insbesondere Rotwild und Biber die Rinde gern. Mit rund 50 Jahren fruktifiziert die Buche relativ spät und wirft unregelmäßig alle vier bis zwölf Jahre nennenswerte Mast. Solitärbäume bringen vermutlich aus einer größeren Stresssituation mit der Sonneneinstrahlung heraus deutlich öfter und mehr Bucheckern.
  8. Die Nüsse
    Zu guter Letzt bleibt es noch, Wal- und Haselnuss zu erwähnen. Wenngleich sie als Pflanze für die wiederkäuenden Schalenwildarten lediglich zum Verbeißen und Verfegen einen Nutzen haben, üben die Früchte auf das Schwarzwild sehr wohl einen großen Reiz aus. Sowohl die Haselnuss als Großstrauch als auch der Walnussbaum wachsen und fruktifizieren relativ schnell, so dass ihr Nutzen als Mast tragendender Baum für das Revier hoch genug ist, hier erwähnt zu werden. Die Standortansprüche an Licht, Wärme und Feuchtigkeit sind mit denen der Obstgehölze vergleichbar.

    Die Walnuss, ein Leckerbissen fürs Schwarzwild

Anlage von Verbissholzflächen

Aufgrund ihrer hohen Attraktivität werden die meisten Frucht tragenden Bäume in ihrer Jugendphase von allem Schalenwild, Hase und Kaninchen bereits stark verbissen, einige von ihnen darüber hinaus bis ins Stangenholzalter zusätzlich von Rot- Dam- und Muffelwild unter Umständen noch geschält. Wer sich teure Baumschulware beschafft, wird sich über den zusätzlichen Schutzaufwand oder den späteren Totalausfall der mühsam gepflanzten Bäumchen ärgern.

Man kann Wildapfel, Kastanien, Eichel und Co. denkbar leicht und in großer Zahl selbst vermehren. Dazu brauchen wir lediglich eine entsprechend große, sonnige Fläche mit möglichst leichtem Boden. Nach erfolgter Bodenbearbeitung bringen wir breitwürfig frisch gepressten Apfeltrester, wie wir ihn kostenlos in jeder Mosterei für die Winterfütterung beziehen können, aus, in den wir die von Kindern gesammelten Eicheln, Kastanien und ggf. Maronen und Walnüsse untermischen. Der Trester muss pressfrisch und darf auf keinen Fall siliert oder verhitzt sein, sonst verliert er seine Keimfähigkeit!

Je nach Größe der Fläche werden die Samen nun mit einer Motorfräse, Egge oder Grubber leicht in den Boden eingearbeitet. Die so durchgeführte Herbstsaat ersetzt ein mühseliges Stratifizieren der Kerne. Bereits im zeitigen Frühjahr sprießen hunderte von kleinen Apfel-, Zwetschgen-, Eichen- und Kastanienbäumchen. Im Folgenden achten wir lediglich auf eine chemische Behandlung, wenn sich in der dichten Verjüngung Anzeichen von Mehltau (weißlicher Belag) oder starke Vergrasung zeigen sollten (Auskünfte erteilen die Ämter für Landwirtschaft und der Pflanzenschutzbeauftragte in jedem Landhandel). Auch ohne Düngung erreichen die kleinen Sämlinge bereits im ersten Jahr durchaus Triebe bis zu einem Meter!


Auf Flächen, die üppig von der Sonne beschienen werden, fräsen wir Apfeltrester und andere Waldfrüchte kurzerhand flachgründig ein und bestellen so schnell und kostengünstig perfekte Verbissholzstreifen

Es ist nun an uns. Aufgrund der immens hohen Zahl können wir in den Folgejahren immer wieder neue Pflanzen entnehmen, die wir einzeln geschützt in andere Revierteile verpflanzen und sogar den einen oder anderen Obstbaum veredeln. Es werden trotzdem noch genügend Pflänzchen übrigbleiben, die wir dem wiederkäuenden Schalenwild als Verbissgarten zur Verfügung stellen können, um den Verbiss aus den benachbarten Forstkulturen zu lenken. Insbesondere eine spätere Kalkung und PK- Düngung und eine Kalimagnesia- Gabe erhöhen die Anziehungskraft auf das Schalenwild enorm gegenüber einer herkömmlichen ungedüngten Naturverjüngung. Dass hier eine Bejagung ruht, versteht sich wohl von selbst, um den Ablenkungseffekt nicht zu gefährden.
Diese Art, beliebte Weichhölzer und Sträucher kostengünstig und wirkungsvoll zu vermehren, können wir natürlich auch mit allen anderen Beeren tragenden Verbissgehölzen wie Schneeball, Hartriegel, Eberesche, Liguster, Heckenkirsche, Kornelkirsche, Pfaffenhütchen, Haselnuss usw. praktizieren, in dem wir die im Herbst zur Vollreife gepflückten Früchte mit in den Boden einarbeiten.
Alternativ bringen wir vorgezogene Baumschulware in die Verbissgarten mit ein. Gerade im reinen Rehwildrevier können solche – auch auf kleinstem Raum – angelegten Refugien örtlich begrenzte Wildschäden an forstlichen Kulturen effektiv stark mindern – ohne eine endgültige Regelung ausschließlich mit der Büchse. Aber es macht halt ein bisschen Arbeit…


Selbst im Waldrevier können wir mit Heckensträuchern arbeiten. Zwischen den großen Abständen unserer Alleebäume setzen wir Sträucher, die insbesondere vom Rehwild gerne verbissen werden. So ergänzen wir unsere Mast tragenden Bäume zusätzlich mit „Blitzableitern“, die zum einen den Rehverbiss aus den forstlichen Kulturen nehmen und zum anderen gerne verfegt werden. Sträucher sind diesbezüglich hart im Nehmen und überaus regenerationsfreudig

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