© Beate Siebern | Im Wald entsteht durch das Mulchen nicht nur neue Äsung, sondern auch eine Schussschneise.
Mulchen an sich
In vielen Revieren gibt es beim Äsungsangebot im Sommer durchaus Engpässe. Zumindest ist es oft so, dass das Wild während der Sommermonate kaum noch in Anblick kommt, da das Gras an Wegrändern, Waldrändern und auf Blößen bereits hart und ungenießbar geworden ist. Vor Allem das Rehwild bevorzugt nun die Einstände in der hohen Feldfrucht und im Buschwald. Nicht nur das Rotwild, auch das Rehwild macht vor der Brunft eine Feistzeit durch und bewegt sich dann nicht mehr als nötig. Attraktives frisches Grün ist natürlich ein Magnet, der die naschhaften Paarhufer wieder in Anblick kommen lässt.
Diese Äsungsverbesserung kann möglicherweise dazu führen, dass das Schalenwild von Straßenrändern ferngehalten wird. Diese werden durch die Straßenmeistereien ebenfalls gemulcht und bieten dadurch attraktive Äsung. Nicht in jedem Revier bieten sich die Möglichkeiten, Wildäcker anzulegen. Da ist die Pflege von natürlichem Grünland, das ansonsten eher sich selbst überlassen wird und keinen landwirtschaftlichen Ertrag bringt, gerade recht. Vor Allem in außerdem deckungsreichen Revieren ist es schade, wenn diese Flächen total verbuschen.
Im Gegensatz zu einer normalen Grasmahd wird beim Mulchen der Aufwuchs stark zerkleinert und verteilt. Gemähtes Gras, lässt man es auf der Fläche liegen, zersetzt sich sehr schlecht und sehr langsam. Unter dem Schnittgut verfaulen die nachstrebenden Pflanzen und der Effekt, den man eigentlich haben wollte, die Äsungsverbesserung, tritt nicht ein.
© Beate Siebern | Ein Schlegelmulcher bei dem der Aufwuchs waagerecht abgeschlagen wird. Der Zusatzschutz wurde entfernt, damit die Brombeeren und anderes Gestrüpp herausfliegen können, und der Mulcher nicht verstopft. Niemand darf sich hinter dem Mulcher aufhalten, da auch Steine herausgeschleudert werden können.
Beim Mulchen unterscheidet man zwei Messertypen. Den Sichelmulcher setzt man zum Kurzhalten von Grünland ein. Die Stahlmesser sind in Y- Form angeordnet.
© Beate Siebern | Sichelmulcher
Den Schlegelmulcher benötigt man, um bereits verbuschte Flächen zu bearbeiten. Diese Messer aus schwerem Gussmetall arbeiten waagerecht zur Rotationsachse. Bei hoher Drehzahl der rotierenden Messer, etwa 540 Umdrehungen in der Minute und gleichzeitig langsamer Fahrweise, wird jede Pflanze mehrmals zerschlagen. Je langsamer die Fahrweise, umso besser ist das Mulchergebnis. Für die Arbeit im Revier ist ein kleinerer Trecker mit etwa 50 PS Motorleistung und ein Mulcher mit einer Arbeitsbreite die dem Kleintraktor entspricht ausreichend. Das Mulchgerät sollte auf einer breiten Metallrolle laufen, da es sich so am besten den Unebenheiten des Bodens anpasst. Mulcher, die auf Kufen gleiten, beschädigen den Boden.
Auf die Dosis kommt es an, wie bei so vielen Dingen im Leben. Man kann alles übertreiben. So halte ich das Mulchen in Niederwildrevieren für ziemlich überflüssig. Wegränder die mit Brennnesseln, Disteln und allen möglichen anderen Kräutern zugewachsen sind, dienen als Kinderstube für Fasanen- und Rebhuhnküken. Hier entwickeln sich besonders viele Insekten, die als Nahrung in den ersten Lebenswochen notwendig sind, am besten.
© Beate Siebern | Hier wird ein Wegrand mit einem Schlegelmulcher bearbeitet.
Heu machen oder mulchen?
Im Idealfall stehen in einem Revier Wildwiesen oder sogenannte Dauergrünlandäsungsflächen zu Verfügung. Meistens wird nicht ausreichend Grünmasse durch Wild abgeäst, um genügend Verjüngung der Pflanzenvielfalt zu bewirken. Liegen die Flächen im Wald, womöglich ist der Boden noch sauer, wird kein Heu für die Winterfütterung des Dam- und Rotwildes geerntet werden, da der Aufwand nicht lohnt, und da man Heu billiger und besser einkaufen kann.
Hier bietet sich besonders das Mulchen an. Die Pflege einer Wildwiese mit dem Mulcher sollte zweimal im Jahr erfolgen. Und zwar zu den Terminen, an denen sonst Heu gemacht worden wäre. Das erste Mal Mitte Juni und das zweite Mal Ende August.
Beim Mulchen werden dem Boden nicht so viele Nährstoffe entzogen, wie bei der Heugewinnung. Dennoch verarmt der Boden im Laufe der Jahre, da die Nährstoffe des Mulchgutes den nachwachsenden Pflanzen nicht sofort zur Verfügung stehen, sondern erst nachdem es zu Humus geworden ist. Die Pflanzen verbrauchen also Energie, die den Boden nährstoffärmer werden lässt. Man erkennt das an der Zusammensetzung der Pflanzen. In aller Regel werden die Gräser zurückgehen, und die Kräuter zunehmen. Wenn die Entwicklung dahin geht, dass das Wild die Äsungsfläche nicht mehr annehmen will, so muss man mit Dünger nachhelfen, um die Gräser zu fördern. Im Normalfall ist das eine reichliche Kalkgabe, alle paar Jahre. Die örtlichen Landwirte wissen genau, was dem Boden sonst noch fehlt.
Mulchen im Wald
Vor allem nach Windbruch, Waldbrand oder forstlichem Kahlschlag entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit ein Äsungs- und Deckungsparadies für das Rehwild. Brombeeren, Himbeeren und allerhand Naturverjüngung besiedeln die freien Flächen sehr schnell, da das nötige Licht auf den Waldboden fällt. Eine Bejagung solcher Flächen ist kaum möglich, da das Wild nicht mehr in Anblick kommt. Nach Rücksprache mit dem Waldbesitzer oder dem zuständigen Förster kann hier eine Mulchschneise kleine Wunder bewirken, da sie einerseits junge Äsung liefert und andererseits Übersicht schafft. Die Erlaubnis dazu wird meistens erteilt, da es der vorrangige Wunsch der Förster ist, dass vor Allem beim Rehwild Strecke gemacht wird. Außerdem kann die Schneise später als Weg oder Rückegasse benutzt werden, um Holz zu ernten und zu transportieren.
Um im Wald das Mulchen zu ermöglichen, werden bereits im Winter alle Baumstubben im fraglichen Bereich ganz flach am Boden mit der Motorsäge abgeschnitten. Das Mulchgerät wird mit einer größeren Arbeitshöhe benutzt. Hat man einmal richtigen Grund in einer Waldschneise, dann reicht in den Folgejahren auch das Abschneiden der jungen Himbeer- und Brombeertriebe mit einer Sense- falls die Schneise nicht zu groß ist.
Bei kleineren Freiflächen im Wald sollte man die Schneise nicht in der Mitte anlegen, sondern lieber am Rand. So bleibt die Deckung groß genug, um gelegentlich als Tageseinstand für Schwarzwild zu dienen. Manchmal bummeln die Schwarzkittel abends, bei bestem Licht, über die Schneise. Überrascht war ich nur, als ich dieses erstmalig nach dem Mulchen erlebte. Später habe ich schon auf solche Momente gewartet. Man sollte es aber wirklich bei einer Schneise belassen, denn gerade die Brombeere liefert wichtige Blattäsung im Winter.
Mulchen an Feldrändern
Wo hohes Altgras an Getreidefelder angrenzt, wissen es die Landwirte besonders zu schätzen, wenn bereits Mitte Juni eine Mulchbahn am Getreiderand angelegt wird. Der Grasbestand wächst so nicht weiter in den Acker hinein. Bei der späteren Ernte vermischt das Getreide sich nicht mehr mit dem Grassamen. Für die Jagd bedeutet es, dass das Rehwild aus der schützenden Deckung des Getreides nur noch einen Schritt zur besten Äsung hat und damit in Anblick kommt.
© Beate Siebern | Diese Mulchschneise zwischen mannshohem Altgras und einem Weizenfeld ist vor zwei Wochen entstanden. Den Bauern freut es und das Rehwild –auch.
Mulchen auf Graswegen
Sofern es sie überhaupt noch gibt, unbefestigte Feldwege im Rehwildrevier, so sollten diese unbedingt mit dem Mulcher gepflegt werden.
Vor Allem die Ränder der Wege sind oft mit Brennnesseln bewachsen. Das spricht für einen hohen Stickstoffeintrag, denn bei der Düngung der Felder gelangen die Nährstoffe zwangsläufig auch auf die Wege. Häufiges Mulchen macht jedoch den Brennnesseln zu schaffen und fördert die Gräser. Irgendwann verschwinden die Nesseln zugunsten der Gräser. Auch schräge Wegböschungen können abgemulcht werden. Dazu bedarf es einer hydraulischen Hebetechnik für den Mulcher.
© Beate Siebern | Dieser Mulcher hat eine hydraulische Steuerung. Er wird neben dem Traktor geführt, und er ist besonders geeignet, um auch steile Wegränder und Grabenkanten abzumulchen.
Mulchen als Naturschutz
Das Mulchen ist fraglos eine jährlich wiederkehrende Hegemaßnahme, die sich selbst auf sogenannten Halbtrockenrasen einsetzten lässt. Das sind meistens ehemalige Weiden, die wegen Ertragsmangel aufgegeben wurden. Oft haben noch Wanderschäfer diese Flächen aufgesucht, mit dem Ergebnis, dass sich anschließend für drei Monate kein Rehwild mehr blicken ließ. Da viele Schäfer den Betrieb aufgegeben haben, verschwinden die Halbtrockenrasen mehr und mehr.
© Beate Siebern | Ein Mulcheinsatz im Dienste für den Naturschutz. Hier wird ein Halbtrockenrasen bearbeitet. Aber nicht nur Silberdisteln und Wiesensalbei profitieren davon, sondern auch das Rehwild!
Diese nährstoffarmen Wiesen verbuschen sehr schnell und sehr leicht, da die Grasnarbe nicht besonders dicht ist. Sie werden zu sogenannten Sukzessionsflächen, da der Wald sie zurückholen will. Durch Abmulchen einer solchen Fläche, einmal im Jahr reicht, entwickeln sich hier viele Blütenpflanzen, die als beste Äsung für das Rehwild zur Verfügung stehen.
© Beate Siebern | Im Wald entsteht durch das Mulchen nicht nur neue Äsung, sondern auch eine Schussschneise.
Auf alle Fälle sollte man vor der Pflege dieser Flächen nicht nur den Besitzer sondern auch das Amt für Agrarordnung oder die Untere Naturschutzbehörde befragen. Diese unterstützen den Besitzer der Flächen mit Fördermitteln für das Mulchen unter bestimmten Vorgaben. Ein weiterer Schritt in Richtung der Zusammenarbeit mit den Landwirten, die zwar oft Ursache notwendig gewordener Hegearbeiten sind, die uns aber auch Hegearbeit ermöglichen können.
Falls ein Landwirt mit den Mulcharbeiten beauftragt wird, und er einen Traktor mit etwa 60 PS einsetzt, so kann man mit Kosten von etwa 50 bis 60 € pro Arbeitsstunde rechnen. Wenn man bedenkt, wie viel Positives durch den gut geplanten Mulchereinsatz in ein bis zwei Stunden pro Jahr zu erreichen ist, dann ist das eine preiswerte Sache!